Teufelskreis im Gesundheitswesen

Wie verdiene ich an einem Patienten mehr?

Von zu vielen Leistungen und höheren Kassenbeiträgen

Nicht-Kfz-Versicherte kennen das Phänomen, Nachlass auf den regulären Preis zu bekommen. Eine für sie erfreuliche Angelegenheit, über die mancher nicht näher nachdenkt. Grübelt man jedoch ein wenig, kommen rasch böse Missstände ans Tageslicht.
Einem Versicherten ist der Preis herzlich egal, sei es nun in Autowerkstatt oder Krankenhaus. Da sucht er weder nach dem günstigsten Angebot noch lässt er Überflüssiges weg, denn: Er muss es ja nicht zahlen. Warum sollte er nicht das Optimum der Versicherungsleistung herausholen?

Als Folgeschluss kann man überhöhte Preise annehmen. Sonst würden Werkstätten ja bei Nichtversicherten, die das billigste Angebot suchen, nicht so viel Rabatt geben. Dasselbe gälte für Ärzte, denn auch sie könnten privat Versicherten viel zu hohe Rechnungen schreiben. Zahlt ja eh die Kasse. Die verhindert es freilich, indem sie Honorare für die einzelnen Behandlungen festlegen.
Doch wer nicht durch höhere Preise zu mehr Geld kommt, versucht es durch höhere Behandlungszahl. Damit sind nicht mehr Patienten gemeint, sondern die höhere Aufmerksamkeit des Mediziners für einen Kranken. Möchten Sie sich noch dieser Untersuchung unterziehen? Vielleicht auch noch dieser, um ganz sicher zu gehen?
Das schmeichelt dem Patienten natürlich, denn es wird viel für sein Wohlergehen getan, auch noch kostenlos. Übernimmt ja alles die Krankenkasse.

Wer ein wenig weiterdenkt, findet leicht den Knoten an der Sache: Über kurz oder lang erhöht ein solches Verhalten die Beiträge. Dann ärgert man sich über so hohe Ausgaben, "wo die doch eh kaum was tun", und sucht die Leistungen noch mehr auszureizen. Ich will ja auch was haben für mein Geld!

Freilich, würde jeder Krankenversicherte sich sparsam verhalten und tatsächlich nur notwendige Behandlungen in Anspruch nehmen, ließe sich dem Teufelskreis entgegenwirken. Doch dies wird sich kaum verwirklichen lassen, wenn die Regierung nicht zu anderen Zahlstrukturen greift.
Eine Lösung wäre z.B. die Eigenbeteiligung, doch die steht bei uns in einem schlechten Licht. Sollte man bei der Gesundheit tatsächlich sparen, wo man doch weiß, dass gerade verschleppte Krankheiten erst recht teuer werden? Steht ein gesunder Körper nicht höher als ein voller Geldbeutel?
Doch solange Ärzte, Politiker und Versicherte nur immer mehr nach Geld gieren, so lange werden sie auch merken, dass gerade dieses ihnen immer mehr durch die Finger rinnt.