Gesundheitsreform: Neue Tarife der Krankenkassen
Selbstbehalt und Kostenerstattung
Wahltarife der gesetzlichen Krankenkassen
Etwa fünfzig Millionen Deutsche sind bei den gesetzlichen Krankenkassen versichert, die ihnen nun am dem ersten April neue Tarife unterbreiten werden.
Ab diesem Zeitpunkt erlaubt die Gesundheitsreform, den Versicherten Wahltarife vorzuschlagen, was bislang den freiwilligen Versicherten vorbehalten war.
Nun überlegen sich alle Kassen neue Angebote, mit denen sie ihre Versicherten beglücken können: Mindestens achtzehn Tarife plant die Barmer, auch wenn noch keine Details zur Sprache kommen, da erst Verwaltungsräte und Aufsichtsbehörde ihren Segen geben müssen.
Diese Wahltarife sind eigentlich verkappte Bonustarife, die den Kunden ein paar hundert Euro jährlich bescheren können.
Einige davon sind Pflicht, wie z.B. Hausarzttarife oder besondere Versorgungstarife bei chronischen Krankheiten, andere freiwillig, wie Tarife zum Selbstbehalt, zur Kostenerstattung, zur Beitragserstattung, zusätzliche Leistungen oder eine schmälere Versicherung.
Die AOK plant ein breit gefächertes Angebot, so z.B. einen Selbstbehaltstarif, wobei der Versicherte einen Teil der Kosten übernimmt und dafür geringere Beiträge zahlt. Dies ermöglicht einen Bonus in Höhe von bis zu zwanzig Prozent des Beitrags, maximal sechshundert Euro jährlich.
Andere Zusatzleistungen lassen die Kasse in Konkurrenz zu den privaten Versicherungen treten, aber auch diese werden noch nicht verraten.
Die Barmer plant eine „knapp zweistellige Zahl“ an Tarifmöglichkeiten, mit Schwerpunkt im Bereich der Selbstbehalttarife. Dieser Tarif eigne sich jedoch im Prinzip nur für gesunde Mitglieder; Alte, chronisch Kranke und Familien, mit krankheitsanfälligen Kindern zahlen dabei drauf.
Auch die Kostenerstattungstarife scheinen eine interessante Neuerung. Der Kunde streckt die Kosten der Arztrechnung selbst vor, bis die Krankenkasse sie ihm erstattet. Hindernis stellte bisher die Tatsache dar, dass Mediziner hierbei häufig den Satz für Privatpatienten berechnen, die Kassen jedoch längst nicht so viel ersetzen.
Die Techniker Krankenkasse spielt in Gedanken mit einem Aufheben dieser Schwierigkeit: Ihr geplanter Kostenerstattungstarif steigt zwar, aber dabei wird auch mehr erstattet, was den Kassenpatienten dem Privatversicherten gleichstellt.
Experten warnen deshalb vor einem überstürzten Wechsel, wenn Kunden beim Kostenvergleich eine günstigere Krankenkasse entdecken.
Das Abwarten bis zum Erscheinen der neuen Tarife kann sich nämlich lohnen, da die Kombination verschiedener Tarife ein Bonus von bis zu neunhundert jährlichen Euro ermöglicht.