Arbeitslosigkeit in der Arzneimittelbranche
Entlassungen bei Pharmakonzern Pfizer
Ablauf des Patentschutzes verursacht Milliardenverluste
Chefs riesiger Wirtschaftskonzerne haben es nicht leicht. Der normale Angestellte kämpft mit der Arbeitslosigkeit und Lohnkürzungen; der Mächtige dagegen hat oft gar keine andere Wahl, als noch mehr Arbeitslosigkeit zu schaffen.
In einer solchen Notlage befindet sich auch Jeffrey B. Kindler, seit ein paar Monaten Leiter des Pharmariesens Pfizer. Die Zukunft des Betriebes sieht düster aus. Der Patentschutz wichtiger Medikamente läuft bald ab, was durch Nachahmerprodukte der Konkurrenz, die sogenannten Generika, riesige Gewinneinbußen bescheren wird.
Nun gilt es, zu retten, was noch zu retten ist: Umstrukturierung, Filialenschließungen, Laboraufgaben und Personalentlassungen sollen pro Jahr für bis zu zwei Milliarden Dollar Einsparungen sorgen, doch ob dies reichen mag?
Der Konzern plant den enormen Vertrieb in den Vereinigten Staaten und Europa herunterschrauben, die Arzneimittelforschung durch Kürzung von alles in allem fünf Zentren in den USA, Japan und Frankreich auf weniger Standorte verteilen sowie zwei amerikanische Unternehmen schließen.
Für die Zukunft sind weitere Konzernübernahmen geplant, auch wenn noch keine Namen genannt wurden. In der Auswahl sind vermutlich, wie üblich im Arzneimittelgeschäft, Biotechnologie-Unternehmen mit aussichtsreicher Arzneimittelforschung, denn vielversprechende neue Heilmittel finden sich bei Pfizer nur spärlich.
In drei Jahren endet der Patentschutze des Cholesterinsenkers Lipitor (Sortis), der als weltweit meistverkaufte Arzneimittel allein im letzten Jahr mehr als ein Viertel des Umsatzes einbrachte.Das Cholesterinmittel Torcetrapib war als Nachfolger im Gespräch, doch die Forschung endete vor fünf Monaten wegen Sicherheitsbedenken.
Die abgelaufenen Patentschutze für Antidepressiva Zoloft und Antibiotikum Zithromax sorgten bereits für milliardenschwere Umsatzeinbußen. In diesem Jahr erlischt der Schutz des Blutdruck-Medikament Norvasc, der ebenfalls Milliarden in die Kasse brachte.
In vier Jahren werden die Einkünfte aus neuen Medikamenten vermutlich sieben Milliarden Dollar Umsatz betragen, was jedoch nur die Hälfte des Vierzehn-Milliarden-Verlustes durch Lipitor deckt.
Details zum Stellenabbau
In der Bundesrepublik wird der Arzneimittelhersteller Pfizer etwas weniger als achthundert seiner rund fünftausend Angestellten entlassen.
In Karlsruhe kürzt man 320 Arbeitsplätze, davon hundertneunzig des wissenschaftlichen Außendienstes und 130 des Innendienstes der Deutschland-Zentrale.
Der Wirkstoff- und Arzneimittelbetrieb Heumann in Feucht, Arbeitgeber von 440 Angestellten, wird verkauft.
Die anderen Herstellungsbetriebe in Illertissen, Freiburg und Frankfurt-Höchst sowie der Geschäftsbereich Tiergesundheit betreffen die Kürzungen nicht.
Bis Ende des nächsten Jahres sollen zehntausend Arbeitsplätze fallen, was zehn Prozent der Gesamtbelegschaft ausmacht.