Kündigung von Lebensversicherungen

Schlupflöcher ermöglichen schnellen Ausstieg

Fachmann statt unkompetente Versicherungsvertreter

Viele Sparer wollten sich Ende vergangenen Jahres noch die steuerfreie Ausschüttung der Lebensversicherungen sichern und schlossen in letzter Minute einen Vertrag ab. Mittlerweile werden viele Geldanleger von Zweifeln geplagt, ob das die richtige Entscheidung war. Und manch einer will sogar wieder aussteigen. Aber ist das noch möglich?

Ende letzten Jahres herrschte Last-Minute-Stimmung auf dem Versicherungsmarkt: Um bei der Auszahlung der privaten Renten- oder Lebensversicherung keine Steuern zahlen zu müssen, entschieden sich viele noch auf die Schnelle, einen Vertrag zu unterzeichnen. Dabei handelte es sich meist um fondsgebundene Versicherungen. Bei der Verbraucherzentrale Bremen ist man davon überzeugt, dass nicht jeder Kunde verstanden hat, welches Risiko er mit diesen Policen eingeht.

Ein Finanzexperte dazu: Über das ganze Jahr hinweg sind in den Aktienfonds in der Statistik überwiegend Abflüsse gewesen. Während im Schlussverkauf bei den Versicherungen gerade die fondsgebundenen Lebensversicherungen Rekordergebnisse erzielt haben.
Der Ertrag fondsgebundener Policen hängt aber - genau wie bei Aktien - vom Auf und Nieder der Finanzmärkte ab. Hinzu kommt die undurchsichtige Kostenstruktur der Versicherungen. Weil nicht nur die Fondsmanager, sondern auch noch die Versicherer und ihre Makler mitverdienen wollen, wird die Rendite kleiner als angepeilt.
Wer so ein Produkt abgeschlossen hat, der zahlt vielleicht 50 oder 100 Euro im Monat ein. Er weiß aber überhaupt nicht, was von diesem Geld letztendlich in diesen Fonds ankommt. Und wenn er versucht nachzufragen - "Sagen Sie mir doch mal, was kommt in die Versicherung und was landet im Fonds" - dann ist es in 99 Prozent der Fälle so, dass er keine vernünftige Antwort bekommt.

Kein Wunder also, dass viele Versicherte den Vertrag gerne kündigen wollen. Prinzipiell gilt bei Lebens- und privaten Rentenversicherungen aber: Mindestens ein Jahr lang muss der Sparer durchhalten und einzahlen. Doch es gibt drei kleine Schlupflöcher, die den schnellen Ausstieg ermöglichen. Das erste: Die Versicherung hat die Widerrufsfrist in der Police falsch angegeben:

Es ist nämlich so, dass die sich Dezember letzten Jahres verlängert hat. Von ursprünglich zwei Wochen auf 30 Tage. Da müsste man nachschauen, ob das möglicherweise nicht aktuell geändert worden ist in den Vertragsunterlagen.
Liegt ein solcher Formfehler vor, kann der Versicherte kündigen und bekommt sogar seine eingezahlten Prämien zurück.
Auch Eltern, die es gut gemeint und für ihre kleinen Kinder eine Lebens- oder Rentenversicherung abgeschlossen haben, bietet sich eine Rücktrittsoption. Die Verbraucherzentrale Bremen weist darauf hin, dass solche Verträge für Kinder unter sieben Jahren in der Regel unwirksam sind.

Dazu der Experte: Der Gesetzgeber hat hier praktisch aus Schutzgedanken verfügt, dass in solchen Fällen der Abschluss einer Lebensversicherung mit einer Versicherungssumme, die höher ist als 8.000 Euro, der Zustimmung durch das Vormundschaftsgericht bedarf. Das ist natürlich in den meisten Fällen nicht gemacht worden. Wer geht schon zum Vormundschaftsgericht, um einen Vertrag für seine eigenen Kinder abzuschließen?

Schließlich die dritte Möglichkeit: Viele Makler haben ihre Kunden nicht darüber aufgeklärt , dass es auch staatlich bezuschusste Formen der privaten Altersvorsorge gibt, zum Beispiel die so genannte Riester-Rente. Ein klarer Fall von falscher Beratung, wird angenommen.
Es gab eine ganze Reihe von Fällen, wo wir die Versicherungsgesellschaften angeschrieben haben wegen dieser Falschberatung - nämlich das Verschweigen eines Riester-Angebots oder mehr noch: dass sie gesagt haben "Das taugt für Sie nicht", es dadurch madig gemacht haben.

Generell empfiehlt es sich, vor dem Ausstieg einen unabhängigen Fachmann zu Rate zu ziehen, der das Ganze noch mal durchrechnet. Das Gleiche gilt nach Ablauf des ersten Versicherungsjahres. In vielen Fällen kann sich der Sparer günstiger stehen, zwar den Verlust der ersten Jahresprämie hinzunehmen, dafür aber eine fragwürdige Form der Geldanlage los zu sein. Der Schaden von mehreren hundert Euro ist dabei wahrscheinlich geringer als Jahrzehnte lang in eine Kapitallebensversicherung einzuzahlen, die nur mickrige Anlageergebnisse bringt - sagen die Bremer Verbraucherschützer.