Künstliche Befruchtung - wer zahlt die Behandlung?
Leistungen der Krankenkassen
Gericht entscheidet: Unfruchtbarkeit keine Krankheit
Erst kürzlich beschloß das Bundesverfassungsgericht, dass die Krankenkassen ihre Leistungen bei künstlicher Befruchtung nur noch Verheirateten gewähren müssen, da die Ehe einem Kind stärkere Rechtssicherheit biete.
Diese Benachteiligung rechtfertige die Tatsache, dass künstliche Befruchtung schließlich keine Krankheit beseitige.
Um diese Argumente wird seit Jahren gestritten.
Schon oft fragten Betroffene das Gericht, ob Unfruchtbarkeit "Krankheit" genannt werden könne und die Behandlung deshalb auch die Allgemeinheit mitbezahle. Im vorletzten Jahr bejahte dies der Bundesgerichtshof, und verdonnerte eine private Krankenkasse zur Zahlung der künstlichen Befruchtung.
Die Gesundheitsreform von 2004 minderte den Anspruch auf die Behandlung als Kassenleistung in vieler Hinsicht, so dass die Kassen statt den bisherigen vier nur noch drei Versuche bezahlen, und dies auch nur zu fünfzig Prozent.
Erwarten können dies nur Verheiratete, bei denen die Frau zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahren alt ist und der Mann zwischen fünfundzwanzig und fünfzig.
Dies verhindert natürlich für viele Betroffene die Erfüllung ihres Wunsches: Erblickten im Jahr 2003 noch über siebzehntausend Kinder mit Hilfe künstlicher Befruchtung das Licht der Welt, so sank diese Zahl 2004 auf etwa zehntausend und im Jahr 2005 sogar auf 6760 Kinder, was nur noch ein Prozent der Neugeborenen (686 000) ausmacht.
Die Erfolgsquote der Reproduktionsmedizin liegt übrigens weitaus höher als die bei Geschlechtsverkehr: Bei durchschnittlich zwei eingepflanzten Embryonen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei Frauen pro Zyklus bei vierunddreißig Prozent (Frauen unter sechsunddreißig).
Selbst bei jungen, fruchtbaren Frauen liegt die Quote bei Geschlechtsverkehr nur bei etwa 25 Prozent.
Aufgrund der Leistungskürzungen befürchten Experten, dass sich viele Frauen zur Einpflanzung aller drei befruchteten Eizellen entschieden, was die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht und dadurch auch die Kosten der Behandlung erträglich bleiben läßt.
Bislang bemerkten sie jedoch noch keine Steigerung dieser kritischen Mehrlingsschwangerschaften.
Etwa jede siebte Partnerschaft bleibt aufgrund einer Fruchtbarkeitsstörung kinderlos.