Versicherungen vom Autohändler
Zusammenarbeit bei Autoversicherungen
Versicherungsagenturen und Autohersteller
Autos und Kfz-Versicherungen gehören zusammen. Doch was passiert, wenn Autofirmen auch bei Versicherungsunternehmen mitmischen? Seit einiger Zeit kooperieren Autohersteller mit Assekuranzagenturen. Gag an der Sache ist nicht die Vermittlung von Versicherungen, wie sie bereits lange gang und gäbe ist: In diesem neuen Fall übernimmt der Autohersteller alle Aufgaben eines Versicherers, ohne selbst Versicherer zu sein. Durch einen Rückversicherer erhält Volkswagen bspw. Gewinnanteile seines Partners Allianz, beeinflusst die Gestaltung der Policen, ist im Schadensfall Ansprechpartner des Kunden.
Gelockt wird der Verbraucher mit Preisnachlässen in hauseigenen Werkstätten und, beim Neuwagen, mit Kostenlosigkeit der Versicherung im ersten Jahr.
Tatsächlich erfreut sich die neue Strategie regen Zuspruchs. Während der "Sorglos-Wochen" von Mercedes wählte ein Drittel der Käufer das Versicherung-Inklusive-Paket. Im vergangenen Jahr verkaufte auch VW ein Drittel der Neuwagen mit einer Assekuranz (im Vorjahr: zwanzig Prozent). Über zwei Millionen deutsche Autos sind wahrscheinlich über den Hersteller versichert, was etwa vier Prozent ausmacht. Der Anteil steigt stetig.
Momentan bescheren Finanzdienstleistungen den Autoherstellern über ein Drittel ihrer Gewinne. Dazu zählen nicht nur Leasings- und Finanzierungsgeschäfte sondern eben auch der Schutz vor Unvorhergesehenem. Paradoxerweise ist der Verkauf von Neuwagen nur noch eine geringe Einkommensquelle: Autohersteller verdienten vor drei Jahren ihr Geld zu 58 Prozent durch Teile, Zubehör und Reparaturen, zu 36 Prozent durch Finanzdienstleistungen, zu fünf Prozent durch Neuwagen, zu einem Prozent durch Gebrauchtwagen.
Angebote, die neben dem Neuwagen auch Inspektionen, Finanzierung und Police enthalten, erlauben Kundenbindung, ohne dass die Gewinnspanne beim Neuwagen noch schmäler wird. Wer sich über eine Autofirma versichern lässt, wird im Schadensfall meist auch deren Werkstatt besuchen.
Doch vom ertragreichen Kuchen der Reparaturen schneiden sich nun Versicherer eine Scheibe ab. So spinnt sich manch ein Billiganbieter eigene Werkstattnetze. Verpflichtet sich der Versicherte, im Schadensfall auf hauseigene Werkstätten zurückzugreifen, so hat er deutlich weniger zu zahlen. Manch eine Autofirma geht einen ähnlichen Weg und bietet bei der Reparatur in eigenen Werkstätten Preisnachlass.
Versicherungsgesellschaften stehen nun vor der Wahl, sich mit einer Autofirma zu verbünden und somit einen bedeutenden Geschäftszweig zu sichern, oder sich aus der Sache herauszuhalten und möglicherweise in einiger Zeit ohne Kunden dazustehen. Einige Marktgrößen wählten den Weg der Kooperation, so z.B. Allianz (VW), Victoria (BMW), Nürnberger Versicherung (Ford, Mazda), HDI (Daimler Chrysler) …
Den Versicherungsagenturen beschert dies zum einen viele Kfz-Kunden, zum anderen aber auch die Möglichkeit, in Autohäusern für gewöhnliche Assekuranzen zu werben.
Den Schaden haben natürlich all jene Gesellschaften, die nicht mit Autofabrikanten zusammenarbeiten. Im Spiel sind bedeutende Zahlen - allein VW sorgt momentan für eine Million Versicherte -, weshalb manch einer munkelt, die Agenturen willigten in dieses Geschäft nur ein, um ihre Zahlen hochzuhalten. Andere kritisieren Preisunterschiede zwischen normal verkauften Policen und denen vom Autohändler.
Man darf gespannt sein, ob die Zusammenarbeit tatsächlich ein genialer Coup ist oder ob die Beteiligten bald böse auf die Nase fallen!